Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West von über 20 Prozent in der Pflege noch zeitgemäß?

Mehr als 25 Jahre nach dem Mauerfall sind die Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West in der freien Wirtschaft weiterhin erheblich. Dieses Bild zeigt sich auch in der stationären Alten- und Krankenpflege.

Dies ist insofern eine Besonderheit, da das deutsche Gesundheitswesen und der Gesundheitsmarkt alles andere als frei sind. Das Prinzip von „Angebot und Nachfrage“ und die daraus resultierende Preisfindung finden hier nicht statt. Pflegesätze und alle weiteren Kosten werden vielmehr vom Staat unmittelbar beeinflusst, so dass der Markt ein „Quasi-Markt“ ist.

Die Pflegesätze, aus denen sich die Gehälter der Pflege ermitteln, schwanken jüngsten Erhebungen zufolge (April 2017) dabei um bis zu 200 Prozent. Diese Schwankungen lassen sich ökonomisch nicht begründen.

Während eine Pflegefachkraft in Sachen-Anhalt beispielsweise nur 1750 Euro brutto verdient, verdient ihre Kollegin in Baden Württemberg im Mittel mit 2750 Euro. Das gleiche Bild zeigt sich im Vergütungsunterschied zwischen Alten- und Krankenpflegern.

Bis auf Wohn- und Mietkosten die im Osten weiterhin deutlich günstiger sind, fehlen plausible Gründe, die die geringeren Pflegesätze im Osten erklären. Insbesondere, da es auch im Westen große regionale Unterschiede bei Wohn- und Mietkosten gibt.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es nicht endlich an der Zeit ist, das Problem der zu niedrigen Gehälter in der Pflege gemeinsam anzugehen?

Das Pflegeberufgesetz wird dieses ökonomische Ungleichgewicht nicht beheben. Daher brauchen wir dringend Konzepte, um diese ungerechten Gehaltsunterschiede auszugleichen und die Vergütung in der Alten- und Krankenpflege wieder in die Balance zu bringen.

Vor der anstehenden Bundestagswahl im September sollten sich die Verantwortlichen aus Pflegebranche und Politik dieses Umstandes bewusst sein und dringend über gemeinsame Lösungen nachdenken.